Filterblasen – oder auf Englisch Filter Bubbles – können einen gravierenden Einfluss auf unser Leben haben. Mit Hilfe von Personalisierungs- und Filteralgorithmen finden wir schneller relevante Inhalte. Aber was ist wirklich “relevant” für uns? Und wer profitiert hier eigentlich wirklich? Personalisierung und Filterung der Inhalte von Browsern und News Apps, Social Media und Onlinehändler:innen führt vor allem dazu, dass uns gezielt Werbung ausgespielt werden kann. Es ist ein richtig großes Geschäftsmodell.
Das ist allerdings nicht das größte Problem. Bekannt geworden durch Eli Pariser 2011 ist das Phänomen der Filterblasen. Diese entstehen, da uns aufgrund der Personalisierung und Filterung anhand individueller Charakteristika unterschiedlicher Content ausgespielt wird. Das kann natürlich sinnvoll sein, dann im Zweifel haben wir nicht die Zeit 16.300.000 Ergebnisse bei Google durchzuschauen, wenn wir Mal schnell herausfinden wollen, was denn bitte eine Filterbubble eigentlich ist. Es kann aber auch zu Problemen führen, denn wir wissen ja nicht, welche Inhalte wir nicht sehen. Dies kann zu einer selektiven Wahrnehmung führen, in der wir immer mehr das für das einzig Wahre halten, was wir schon kennen. Denn die Systeme lernen mit, kennen unsere Vorlieben und zeigen uns vermehrt Content an, der genau dazu passt. Denn das Ziel ist uns so lange wie möglich auf der Plattform zu behalten, um so viel wie möglich Werbung ausspielen zu können und Geld zu verdienen.
Dies kann bis hin zur Polarisierung von Gruppen führen und im Zweifel sogar Extremismus zur Folge haben. Denn Menschen werden immer wieder in ihrer Meinung bestätigt, sind sich nicht im Klaren, dass es “da draußen” noch etwas anderes gibt und leben so in ihrer ganz eigenen kleinen Blase.
Beim Einkauf bei Amazon mag das weniger problematisch sein. Wenn es aber um Nachrichten geht, dann sieht das Ganze schon wieder ganz anders aus. Filterblasen können hier negative Folgen für unsere Demokratie haben, die auf einer informierten Gesellschaft aufgebaut ist und durch Hass und Hetze gefährdet wird.
In unserem Paper Promoting Diverse News Consumption Through User Control Mechanisms haben wir uns diesem Thema gewidmet. Mit dem Ansatz, wenn Nutzer:innen mehr Kontrolle darüber haben, was ihnen angezeigt wird, dann entscheiden sie sich auch für einen diverseren Konsum von News.
Veröffentlich wurde unser Short Paper auf der
International Conference on Information Systems (ICIS) 2022
Autor:innen:
- Kian Schmalenbach Kian – PhD Kandidat an der FAU
- Eva Gengler – PhD Kandidatin an der FAU
- Sven Laumer – Professor für Wirtschaftsinformatik an der FAU
Key Takeouts:
- “Filterblasen” führen zu einer selektiven Wahrnehmung.
- Lösung: News Recommender Systeme müssen ein vielfältiges Angebot an Nachrichten anzeigen und dazu motivieren, sich mit diesen zu beschäftigen.
- Unser Ansatz: Mechanismen der Nutzerkontrolle für die Förderung von vielfältigem Konsumverhalten.
Abstract:
News recommender systems (NRSs) are an essential component of online news portals. To avoid the emergence of “filter bubbles” where users display an overly selective perception of the news situation, NRSs must not only display a diverse range of news, but also motivate users to engage with the diversified content. Many existing approaches attempt to achieve this by modifying the recommendation strategy or by applying selection control techniques such as digital nudging. Based on insights from self- determination theory, we present an alternative approach that relies on user control mechanisms to promote self-determined motivation for exploratory use and thus diverse news consumption behavior. We also outline a methodological design to empirically confirm the viability of our approach. As such, we not only contribute to the theoretical understanding of the role of user control in diverse news consumption behavior, but also provide guidance on validating the practical feasibility of our approach.